Mimicry: Ein Film über Girlfags (Lars von Schuckmann)

Porträt von Jennifer von Schuckmann
Foto: Peter Jülich

Mein Name ist Jennifer von Schuckmann [Anm.d.Red: In diesem Artikel verwendete Lars noch seinen alten Namen und die alten Pronomen. Die korrekte Anrede lautet: Lars von Schuckmann. Pronomen: er/ihm]. Ich bin autarke Filmemacherin aus Frankfurt am Main und habe den ersten Spielfilm über ein schwules Mädchen gedreht. Wenn du das hier liest, weißt du bereits Bescheid und der Begriff Girlfag ist dir bereits bekannt. Damit bist du Teil einer wichtigen Minderheit, sind doch selbst engagierte Post-Gender’ist_innen und queeren Aktivist_innen die Girlfags und Guydykes im queeren Spektrum relativ unbekannt.

Seit ich mit 11 Jahren meine Sexualität entdeckte und mich als Schwule Frau zu schwulen Männern hingezogen fühlte, war ich sehr verwirrt. Es dauerte 26 Jahre bis ich durch Alison Bechdels Comic “Guydykes to watch out for” auf den Begriff Girlfag aufmerksam wurde. Vor mir eröffnete sich in diesem Moment eine große bunte Welt. Das erste Mal in meinem Leben fühlte ich mich nicht mehr als Sonderling oder als extreme Schwulenmutti, dessen Definition mir nie besonders gefiel. Es gibt Menschen, die fühlen so wie ich!

Wir Girlfags sind ein Beispiel dafür, dass weitaus mehr jenseits der gängigen Begrifflichkeiten existiert, dass die Schubladen, die in einer heteronormativen Welt aufgemacht wurden nicht reichen Menschen und ihre Identität zu beschreiben. Wir stehen zwischen den Schubladen und werden dafür missverstanden, nicht ernst genommen, belächelt. Nach außen hin sehen wir aus wie “ganz normale” Hetero-Frauen, innerlich fühlen wir uns aber ein bisschen transsexuell, ohne geschlechtsangleichende Maßnahmen anzustreben und was das sozial konstruierte Geschlecht Mann und Frau angeht, so finden wir uns nirgendwo richtig Zuhause und beschreiben uns als genderqueer. Gäbe es den berühmten Schalter, den wir einfach umlegen müssten, sagen die meisten Girlfags, dann wären wir sofort zum Mann geworden. Ich habe herausgefunden, dass es diesen Schalter aber gibt und er befindet sich im Kopf, im Denken.

In meinem mittellangen Spielfilm MIMICRY geht es genau um diese Gedanken. Wieso werden wir Girlfags nicht als Bindeglied all dieser Schubladen gesehen? Wir sind der Beweis dafür, dass “männlich” und “weiblich”, wie diese Kategorien sozial konnotiert sind, so nicht stimmen.

MIMICRY erzählt die Geschichte von Mimi und ihrer Selbstfindungsreise in ein queeres Milieu. Sie wird im Film alle möglichen Schubladen begehen und wieder verlassen, um am Ende sich selbst zu finden. 
MIMICRY will die Idee einer Auflösung bzw. Fusion aller sozial konstruierten Geschlechterrollen aufzeigen oder um es ganz einfach zu beschreiben:

Beschäftige dich mit dir selbst, lerne dich kennen, lerne auch die Dinge über dich kennen, die du sonst nicht erforschen würdest und dann liebe den Menschen, den du in dir gefunden hast. Erst wenn du mit dir selbst Frieden geschlossen hast, kannst du auch mit der Menschheit Frieden schließen. Die Idee einer genderqueeren Gesellschaft, die sozial konstruierte Rollen ablehnt und mehr Individualität für jeden Menschen darbietet, spielt dabei eine starke Rolle.

Mein Team besteht aus sehr engagierten Menschen aus Frankfurt und Mainz, aus verschiedenen Bereichen der Kunst. Jeder engagierte sich ehrenamtlich für das Projekt und opferte Zeit und Energie bei diesem ungewöhnlich aufwendigen Film mitzuwirken. Ich habe mit diesem Film meinen Bachelor of Arts an der Hochschule Mainz abgeschlossen, aber die Produktion ging doch sehr schnell über die Grenzen eines normalen Studenten-Films hinaus:

Die Produktionsfirma Spektrumfilm, vertreten durch den grandiosen Jan Czmok aus Mainz, nahm sich aus Liebe zu meiner Idee den Produktionskosten an, die mit 15 intensiven Drehtagen plus Postproduktion nun auf einen 5-stelligen Betrag hinauslaufen wird. Darüber hinaus habe ich noch die Medienförderung Rheinland-Pfalz mit 3000 Euro bekommen.

Wann und wo kann man den Film also sehen oder erwerben?

Im Filmgeschäft, gerade bei aufstrebenden Jung-Regisseuren, beschäftigt man sich nach Fertigstellung eines Projekts erst mal Jahre lang mit der Einreichung auf Film-Festivals. Wir rechnen mit hohen Chancen auf internationalen Festivals gezeigt zu werden. Aufgrund des außergewöhnlichen und aktuellen Themas glauben wir sogar daran, dass unser Film auch auf den großen Leinwänden dieser Welt Anklang findet.

Da diese Festivals einen Film aber nur spielen, wenn dieser noch nicht veröffentlicht wurde, muss man auf eine Veröffentlichung im Kino noch mindestens ein Jahr warten. Die DVD für 9 Euro (Inhalt: Film, Directors Cut, Trailer und 8 Making of Clips) gibt es aber jetzt im Vorverkauf zu erwerben. Einfach an meine Mail schreiben (pizzakatze@gmx.de) und ich sende euch die Instruktionen zurück. Die DVD kommt dann im September oder Oktober. Das eingenommene Geld dient der Produktion von eben diesen DVDs, Festival-Bewerbungen etc. und wird keineswegs privat einkassiert.

Wer nicht finanziell unterstützen kann, der kann auch durch Liken, Teilen und Verbreitung über die sozialen Netzwerke und Youtube helfen. Ich danke dem Girlfag-Forum für diese Chance, meinen Film zu verbreiten. Eine wunderbare Sache hat der Film schon bewirkt: Viele Menschen sind auf mich zugekommen in den letzten Monaten und haben mir gedankt, weil sie nun endlich wüssten, dass sie auch nicht alleine sind. Es gibt also viel mehr von uns und diese gilt es zu erreichen.

Hier noch die wichtigsten Links zum Film:

Soziale Netzwerke und Youtube helfen! Ich danke der Girlfag-Guydyke-Community für diese Chance, meinen Film zu verbreiten. Eine wunderbare Sache hat der Film schon bewirkt: Viele Menschen sind auf mich zugekommen in den letzten Monaten und haben mir gedankt, weil sie nun endlich wüssten, dass sie auch nicht alleine sind. Es gibt also viel mehr von uns und diese gilt es zu erreichen.